„Bitte warten“ auf Chinesisch
Da es auch keine freie Presse gibt, verpufft der Zorn der Verbraucher im Nichts. Nur im Internet können sich die Chinesen Luft machen über marode und träge Staatskonzerne.So geschehen bei der chinesischen Agricultural Bank of China (ABC) und ihren 480.000 Mitarbeitern. Der Service am Schalter sei grausam, die Leitungen für das telefonische Banking dauernd besetzt. Wenn überhaupt jemand den Hörer abnehme, dann melde sich niemand, im Hintergrund sei gut zu hören, wie die Mitarbeiter miteinander tratschen.
Im Westen wäre das ein ziemliches Imageproblem. Im Reich der Mitte stört dies niemanden – die ABC will nun mit dem größten Börsengang der Welt mindestens 23 Milliarden Dollar einsammeln. Der Geldgigant hat übrigens mit 320 Millionen Menschen mehr Kunden als die USA Einwohner haben. Die Bauernbank ist das letzte der vier großen staatlichen Geldhäuser, das sich in eine Aktiengesellschaft umwandelt. Den bisherigen Rekord hält Chinas Industrie- und Handelsbank seit 2006 mit 22 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Die Deutsche Telekom schaffte 1996 nur umgerechnet 12,5 Milliarden Dollar.
Trotz der Defizite beim Service stehen die internationalen Großinvestoren Schlange: Staatsfonds von Kuwait, Katar und Singapur wollen dem Vernehmen nach jeweils Aktien im Wert von einer Milliarde Dollar kaufen. Als Investoren wurden in der Presse auch die Deutsche Bank und der staatliche chinesische Ölmulti PetroChina genannt. Vielleicht bekommen diese neuen Aktionäre ja trotz des geringen Freefloat so viel Macht, dass sie den Laden auf Vordermann bringen. Das wäre auch dringend nötig: Die ABC hat neben dem Service noch ein viel dringenderes Problem mit faulen Krediten: Sie hat auf staatliches Geheiß zu fleißig Darlehen an die falschen Leute vergeben.
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