China wackelt

Und während sich die vielen Experten mit neuen Wachstumsrekorden überschlagen, fragen wie einfach den Aktienmarkt Chinas. Märkte sind schlauer als Analysten und immer schneller. Sie antizipieren, Analysten reagieren. 

Das Verdikt des Marktes könnte eindeutiger nicht sein. Der Aktienmarkt in Shanghai gehört im Jahr 2010 zu den schwächsten Märkten weltweit. Das Hoch, welches bereits im Oktober 2009 bei rund 3.400 Punkten markiert wurde, hat der Index längst hinter sich gelassen. Derzeit stehen noch 2.300 Punkte zu Buche – ein Rückgang von gut 33 %. Zum Vergleich: Der Dax notiert rund 5%, der amerikanische S&P 500 knapp 15% unter den Jahreshöchstständen. Der  „Wachstumsmotor der Weltwirtschaft“ stottert. Der Aktienmarkt hat noch Luft nach unten. 2.100 Punkte bzw. 1.825 kann man für den Herbst durchaus einplanen.

Zwar gehen die Planer von Peking nach wie vor von einem weiteren Wachstum von 9% aus, aber angesichts der Hinweise des Aktienmarktes ist die Prognose durchaus zu hinterfragen. Denn auch China  muss mit den Konsequenzen der massiven staatlichen Ausgabenprogramme in Verbindung mit der enormen Kreditexpansion leben. So sind in einigen Städten die Immobilienpreise seit 2009 um 90% gestiegen.  Immobilieninvestments repräsentieren rund 10% des chinesischen  Bruttoinlandsproduktes.

 Aber der Boom scheint sein Ende gefunden zu haben. In Shanghai stehen reihenweise Hochhäuser leer, die geplanten hohen Mieten sind nicht durchsetzbar, die Leerstände bei Gewerbeimmobilien steigen und im Landesinneren gibt es mittlerweile Geisterstädte. Die Risiken liegen in den Büchern der Banken. Ein Vergleich mit dem Quasi-Zusammenbruch Dubai´s mag übertrieben wirken, Parallelen sind jedoch nicht zu übersehen. Gerade jetzt steht die größte Bank Chinas, die Agricultural Bank of China (ABC) vor dem größten Börsengang der Geschichte. Die 22 Milliarden US-Dollar an frischem Eigenkapital  tun der Bankbilanz sicher gut, an den strukturellen Problemen des Immobilien- und Bankensektors ändert die Kapitalzufuhr jedoch nichts.