Krawall am Potomac
Da die Stadt auf der Höhe von Madrid liegt und zugleich vom Atlantik immer feuchte Meeresluft herüber weht, herrscht am Potomac-Fluss mitunter drückende Schwüle. Weswegen britische Diplomaten früher einen Tropen-Zuschlag erhielten. Nun entlädt sich ausgerechnet in der ehrwürdigen Federal Reserve ein heftiges Gewitter, dessen Blitze auch bei uns im Finanzmarkt einschlagen.
Gerade hat die US-Notenbank die Märkte kräftig durchgeschüttelt. Wie von mir vorhergesagt tauchten die Anleger überall auf der Welt erst einmal ab. Das ist kein Wunder, denn diesmal waren die Nachrichten aus Washington D.C. ganz besonders verwirrend. Obwohl niemand Ben Bernanke so richtig verstanden hat, flüchteten alle mal wieder in den traditionell sicheren Hafen, den US-Dollar.
Die ersten Nachrichten aus der Fed klangen vielversprechend: Aus Furcht vor einer erneuten Rezession pumpt die US-Notenbank Federal Reserve nun also wieder Geld in die Wirtschaft, hieß es. Die amerikanischen Währungshüter beschlossen konkret, die Einnahmen aus auslaufenden Wertpapieren im Markt zu reinvestieren. Zudem kauft die Notenbank neue Anleihen. Tatsächlich hat die Fed aber weder ihre Bilanz verkürzt noch verlängert – sie pumpt weder frisches Geld in den Markt, noch nimmt sie welches heraus.
Wer auf eine stärkere Stützung der Finanzwirtschaft durch eine kräftige Geldspritze gehofft hatte – und das waren die meisten Investoren – der wurde durch die zögerliche Aktion der Fed enttäuscht. Offensichtlich ist sich die Notenbank nicht einig darüber, wie es weitergeht. Einmal mehr wurde klar, dass es im höchsten Geldgremium der USA Differenzen darüber gibt, wie stark die Krise ist und welche Gegenmaßnahmen getroffen werden müssen.
Und tatsächlich gab es gerade ein weiteres Signal dafür, dass in der Fed der Haussegen schief hängt: Thomas Hoenig, Chef der Federal Reserve Bank of Kansas City, fuhr seinem Chef Bernanke wieder einmal öffentlich in die Parade. Wenn die USA die Zinsen zu lange niedrige lasse, sei dies ein „gefährliches Spiel“, das die US-Wirtschaft später gefährden könne. Hoenig warnte vor neuen spekulativen Blasen, er hatte übrigens gegen den Aufkauf von Staatsanleihen votiert, wurde aber überstimmt. Immerhin stimmte er der Auffassung zu, dass die Fed die Zinsen auf dem Rekordtief halten müsse.
Dieser Krawall ist schädlich für die Märkte, weil er Verunsicherung schürt. Ohne klaren Kurs geht es eben an der Börse nicht voran.
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